ZDF Die Rosenheim-Cops: Der Bulle von Rosenheim (Staffel 4 Folge 9)
In Rosenheim überschlagen sich die Ereignisse. Was zunächst als heiteres Radiointerview einer aufstrebenden Politikerin beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Kriminalfall, der die Kommissare Hofer und Satori, das gesamte Umfeld der Kaninchenzüchter sowie die Dorfgemeinschaft in Atem hält.
Alles startet damit, dass Marie Hofer ihre politische Laufbahn vorantreibt. Sie will in den Stadtrat und nutzt die Medien, um sich zu profilieren. Ein Radiointerview soll ihr Popularität verschaffen, und tatsächlich begeistert sie viele mit ihren klaren Worten und dem Einsatz für Frauenrechte in der Polizei. Doch zwischen privaten Neckereien, familiären Spannungen und politischen Ambitionen wird deutlich: Nicht alle stehen hinter ihrer Kandidatur. Insbesondere ihr Umfeld fürchtet, dass ihre Arbeit auf dem Hof darunter leidet. Trotz Widerständen setzt Marie auf Sichtbarkeit – und genau in diesem Moment bricht ein neuer Fall über Rosenheim herein.
Zunächst wirkt alles grotesk: Ein preisgekröntes Kaninchen soll entführt worden sein. Die Besitzer schlagen Alarm, doch die Polizei winkt ab, da sie offiziell für Tierentführungen nicht zuständig ist. Doch hinter dem vermeintlich skurrilen Vorfall verbirgt sich mehr. Kurz darauf wird Walter Markreiter, Besitzer einer Autowerkstatt und selbst Kaninchenzüchter, tot aufgefunden – auf grausame Weise von einem Auto zerquetscht. Die vermeintliche Entführung wird zur Nebensache, denn plötzlich steht ein handfester Mord im Raum.
Die Ermittlungen nehmen Fahrt auf. Erste Verdächtige sind schnell gefunden: Zum einen der verfeindete Züchter Heinz Schlichting, mit dem Markreiter seit Jahren im Clinch lag. Beide kämpften erbittert um den Vorsitz des Kaninchenzüchtervereins. Zum anderen gibt es Spannungen wegen einer gerichtlichen Auseinandersetzung: Schlichting durfte mit seinem Gemüselaster nicht mehr über Markreiters Grund fahren, was ihm erhebliche Umwege und Kosten bescherte. Das Motiv „Rache“ liegt nahe.
Doch auch das private Leben des Opfers wirft Fragen auf. Markreiter führte eine Beziehung mit der jungen Studentin Sabine Peschel. Obwohl sie erst seit wenigen Wochen ein Paar waren, sprachen sie schon von Hochzeit. Doch bei Durchsuchungen finden die Ermittler Liebesbriefe mit einem geheimnisvollen „S“ – was nicht zu Sabine passt. Zudem taucht eine frische Lebensversicherung über 500.000 Euro auf, die Sabine als Begünstigte nennt. Verdächtig, aber auch zu offensichtlich?
Die Spurensuche offenbart weitere Verwicklungen: Heinz Schlichting behauptet, zur Tatzeit zu Hause gewesen zu sein, was seine Schwester bezeugen sollte. Doch schnell stellt sich heraus, dass dieses Alibi erlogen war. Damit steigt der Druck auf ihn. Trotzdem bleiben Zweifel, denn immer mehr Hinweise deuten darauf hin, dass noch jemand anderes im Spiel sein könnte.
Die große Wendung bringt schließlich Schlichtings Schwester. Sie gesteht, eine heimliche Beziehung zu Markreiter gehabt zu haben. Unter dem Kosenamen „Sissi“ schrieb sie die Briefe, die bei ihm gefunden wurden. Lange hatte sie die Affäre vor ihrem Bruder verheimlicht, da sie wusste, wie sehr er Markreiter hasste. Doch nach einem heftigen Streit warf Markreiter sie hinaus. Gekränkt und voller Wut suchte sie die Konfrontation – mit tödlichen Folgen. Am Ende gesteht sie, für den Mord verantwortlich zu sein.
Parallel dazu läuft der Handlungsstrang um Marie Hofer weiter. Ihr Radioauftritt sorgt für Gesprächsstoff im Dorf und bei der Polizei. Sie spricht offen über Missstände, fordert Gleichberechtigung und zieht damit Aufmerksamkeit auf sich – sowohl positive als auch kritische. Ihre politische Ambition steht immer wieder im Kontrast zu den Erwartungen an ihre Rolle auf dem Hof. Während andere meinen, sie könne die zusätzliche Verantwortung nicht stemmen, beweist sie Stärke und Durchsetzungsvermögen. Schließlich wird klar: Marie wird tatsächlich in den Stadtrat gewählt. Für sie ein großer Triumph, auch wenn der Alltag auf dem Hof dadurch komplizierter wird.
Die Episode verbindet geschickt Komödie, Romantik und Krimi. Während die Ermittler einerseits in typisch bayerischer Gemütlichkeit ermitteln, sorgt die absurde Ausgangslage mit dem entführten Kaninchen für humorvolle Szenen. Hinzu kommen private Turbulenzen: Flirtübungen, erste Dates und Missverständnisse lockern die düstere Mordgeschichte auf. Auch die neue Rechtsmedizinerin, Frau Dr. Kern, sorgt für Aufsehen, da sie nicht dem Klischee entspricht und mit den Kommissaren charmant ins Gespräch kommt.
Am Ende aber bleibt der ernste Kern: Ein Mord aus verletzter Liebe, der nur durch hartnäckige Ermittlungen aufgeklärt werden konnte. Die Wahrheit über die Liebesaffäre zwischen Markreiter und der Schwester seines Rivalen zerstört eine Familie und zeigt, wie aus Geheimnissen tödliche Verstrickungen entstehen können.
Für Rosenheim bedeutet dieser Fall einmal mehr, dass hinter der ländlichen Idylle Abgründe lauern. Für Marie Hofer wiederum markiert er einen Wendepunkt: Ihr politischer Aufstieg beginnt, und sie stellt klar, dass sie sich von niemandem mehr aufhalten lässt – weder von alten Traditionen noch von familiären Zweifeln.