Die Rosenheim Cops Staffel 8 Folge 22 Ein tödliches Projekt
In Rosenheim steht alles Kopf: Ein prominenter Klimaexperte und Agrarwissenschaftler, Ludwig Benzinger, wird tot aufgefunden. Der Mann, der sich mit unermüdlichem Engagement für eine klimafreundlichere Landwirtschaft eingesetzt hat, fällt einer brutalen Tat zum Opfer. Die Ermittler Hofer und Hansen müssen in einem komplizierten Netz aus Konflikten, Rivalitäten und persönlichen Verstrickungen nach dem Mörder suchen.
Schon zu Beginn wird klar: Benzinger war eine polarisierende Figur. Er besuchte Landwirte in Oberbayern, überprüfte deren Betriebe und gab Anweisungen, wie sie klimafreundlicher arbeiten sollten. Viele empfanden seine Inspektionen als streng, manchmal besserwisserisch – doch nicht selten hatte er recht. Genau dieses Auftreten brachte ihm Bewunderung bei Umweltaktivisten, aber auch Feindschaften in der Landwirtschaft.
Die Spuren am Tatort sind eindeutig: Benzinger wurde erschlagen, vermutlich mit einem stumpfen Werkzeug. Eine Gehirnblutung durch Schädelbruch bestätigt die Pathologie. Nun stellt sich die Frage: Wer hatte ein Motiv, den Mann zum Schweigen zu bringen?
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Die erste Fährte führt zu Leonard Heidler, einem Landwirt aus Niederndorf. Er geriet vor Monaten auf einem Wochenmarkt in einen heftigen Streit mit Benzinger. Auf Flugblättern hatte dieser empfohlen, Heidlers Produkte zu meiden, da sein Hof mit schwerem Gerät viel zu viel CO₂ verursache. Heidler rastete aus, ging mit einer Schaufel auf Benzinger los – wurde aber von Umstehenden zurückgehalten. Zwar zeigte Benzinger ihn nicht an, doch das Verhältnis blieb vergiftet. Nun, da er kein Alibi für die Tatzeit vorweisen kann, rückt er ins Zentrum der Ermittlungen.
Doch die Ermittler merken schnell: Heidler ist nicht der Einzige, der ein Motiv haben könnte. Denn Benzinger war nicht nur ein Wissenschaftler, sondern auch ein Mann mit Charisma. Seine Kollegin Bettina Bohn hatte eine Liebesbeziehung mit ihm. Sie wollte sogar mit ihm nach Neuseeland gehen, wo er Farmer in Klimaschutzmaßnahmen schulen sollte. Dafür hatte sie sich zwei Freisemester an der Universität genehmigen lassen. Ihre enge Bindung zu ihm und ihre geplante gemeinsame Reise wirken zunächst verdächtig – doch sie hat ein Alibi, bestätigt von einer Freundin.
Dafür gerät ein anderer ins Visier: Krüger, Student und enger Mitarbeiter Benzingers. Einst war er mit Bettina Bohn liiert, stellte sie dann Benzinger vor – und verlor sie an den charismatischen Klimaexperten. Krüger lebte zwar in einer Wohngemeinschaft mit ihr, doch die Gefühle waren nie ganz erloschen. Als klar wurde, dass Bettina mit Benzinger nach Neuseeland gehen wollte, empfand er dies als unerträgliche Demütigung.
Parallel stoßen die Ermittler auf politische Zusammenhänge. Erbacher, Leiter des Umweltamts in Rosenheim und Bruder von Franziska Wohlmut, einer Nachbarin Heidlers, unterstützte Benzingers Arbeit mit öffentlichen Geldern. Franziska selbst hatte großes Interesse, Heidlers Hof zu übernehmen, sollte dieser in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Benzingers harsche Kritik an Heidlers Landwirtschaft hätte langfristig genau dazu führen können. Damit ergibt sich ein mögliches Motiv: ein ökonomisches Kalkül, mit dem Erbacher indirekt profitiert hätte. Doch er hat ein belastbares Alibi.
Währenddessen analysiert die KTU Benzingers Laptop und Unterlagen. Dort tauchen eindeutige Hinweise auf seine Neuseeland-Pläne auf – samt Antrag auf Aufenthaltsgenehmigung für Bettina Bohn. Offensichtlich wollte er sie offiziell als Assistentin mitnehmen. Für Krüger, der noch immer Gefühle für Bettina hegte, war das ein tiefer Schlag ins Gesicht.
Die Ermittlungen nehmen Fahrt auf. Hofer und Hansen verhören Krüger intensiver. Zunächst streitet er alles ab, doch bald bröckelt seine Fassade. Er gibt zu, dass er am Morgen des Mordes zu Benzinger gefahren sei. Dieser hatte ihm tags zuvor gesagt, er müsse am Fermenter seiner Biogasanlage arbeiten. Krüger sah darin seine letzte Chance, Bettina doch noch zurückzugewinnen.

Doch Benzinger ließ keine Diskussion zu. Für ihn war die Sache entschieden: Bettina hatte sich für ihn entschieden, und es gebe dringendere Probleme als private Eifersucht. Diese Überheblichkeit brachte das Fass zum Überlaufen. Krüger griff in Benzingers Werkzeugkiste, packte einen schweren Gegenstand – und schlug zu. Mehrfach. Der Klimaexperte brach zusammen und starb noch am Tatort.
Damit ist das Rätsel gelöst: Nicht ein erboster Landwirt oder ein politischer Strippenzieher, sondern ein enttäuschter Mitarbeiter und verschmähter Liebhaber verwandelte den Streit um Liebe und Anerkennung in einen tödlichen Angriff.
Am Ende wird Krüger verhaftet, während die Ermittler nachdenklich zurückbleiben. Wer kümmert sich nun um die Klimafragen, die Benzinger so leidenschaftlich verfolgte? Und wie viel Opferbereitschaft darf man von Einzelnen verlangen, wenn es um das große Ganze – den Schutz der Erde – geht?
Die Episode zeigt eindringlich, wie persönliche Gefühle, verletzter Stolz und gesellschaftliche Konflikte ineinandergreifen können. Der Mord an Ludwig Benzinger ist nicht nur ein Kriminalfall, sondern auch ein Spiegel für die Spannungen unserer Zeit: zwischen Fortschritt und Tradition, Idealismus und Realität, Liebe und Verlust.