Die Rosenheim Cops Staffel 7 Folge 13 Mord im Rosenbeet
In der Kleingartenkolonie Süd droht ein harter Sturm: aus einem vermeintlich beschaulichen Nachbarschaftsstreit wird plötzlich ein tödliches Verbrechen, das tief in die politischen und persönlichen Verstrickungen der Stadt hineinreicht. Der pensionierte Oberstudienrat Wilhelm Wegner wird tot in seinem Garten gefunden — offenbar mit einem kräftigen Stich in den Rücken. Schnell wird klar: Das ist kein banaler Einbruch, sondern Mord. Zwischen Balkonkästen, Dünger, Fondsangeboten für umgesiedelte Pächter und einem großen stadtpolitischen Projekt entspinnt sich ein undurchsichtiges Netz aus Motiven, Lügen und Verdächtigungen.
Die Ermittler treffen am Tatort ein: Spurensicherung, vorsichtige Nachbarn, geschockte Vereinsmitglieder. Die Wunde ist groß, das Tatwerkzeug ungewöhnlich — keine Küchenmesserklinge, sondern ein scharfes, kräftiges Werkzeug, das tiefe Wunden reißen kann. Die Totenstarre lässt den Todeszeitpunkt auf spät in der Nacht zwischen 23:00 und 23:30 Uhr schließen. Doch die Spurenlage ist rätselhaft: zertrampelte Bereiche, verstreute Splitter, aber keine klaren Fingerabdrücke — nur fragmentarische Hinweise, die eher verwirren als erklären.
Die erste Schicht im Drama ist lokal, fast banal: Wegner war streitbar, seit dem Tod seiner Frau oft allein, penibel — ein Mann, der seine Nachbarn zurechtwies und bei Ruhestörung kaum Toleranz kannte. Besonders im Visier steht der Konflikt um windspielende Lärmquellen: Harald Moosbauer, sein streitbarer Nachbar, und viele andere hatten bereits Auseinandersetzungen mit Wegner. Doch der Mord ist kein einfacher Nachbarschaftsstreit, das wird schnell deutlich.

Die zweite Schicht öffnet die Perspektive: Politische Machtspiele. In Rosenheim brodelt ein geheimer Plan — das Projekt „Casino Royal“ bzw. ein groß angelegtes Bauvorhaben, das die Kleingartenkolonie zum Spekulationsobjekt machen soll. Einflussreiche Männer, Stadträte und Bauunternehmer xundern, es geht um hohe Summen, Umsiedlungspläne und die Frage, wer am Ende die Profite einstreicht. Der Unternehmer Manfred Kamp taucht als schillernde Figur auf: Er bietet Geld als Umzugsanreize für die Pächter an — 15.000 Euro pro Person, so heißt es — allerdings nur unter der Bedingung, dass alle mitziehen. Wer nicht mitmacht, bleibt außen vor. Wegner war offenbar der Einzige, der kategorisch verweigerte. Ein klares Motiv? Die Ermittler beginnen, das finanzielle Geflecht zu entwirren.
Dazu kommt ein mysteriöses Telefon: Der letzte Anruf von Wegners Handy landet ausgerechnet im Büro eines städtischen Mitarbeiters — ein Anschluss, der scheinbar niemandem Neuen gehört, und der die Ermittler auf das Kulturreferat und einen gewissen Justus Rieger lenkt. Ausgerechnet Herr Hofer, der vormittags nicht erreichbar ist (auf einer Dienstreise zwischen Italien und Frankreich?), sollte eine Akte besitzen, die relevant wäre. Die Akte ist verschwunden, die Sachbearbeitung chaotisch — ein schönes Bild dafür, wie bürokratische Lücken hilfreiche Deckung für Verstrickungen bieten können.
Vor Ort stolpern die Ermittler über handfeste Beweise und ebenso offensichtliche Täuschungsmanöver: ein Versteck im Holzverschlag, in dem angeblich ein Unkrautstecher gefunden wird — genau jenes Gartenwerkzeug, das als Tatwaffe identifiziert werden könnte. In einem anderen Versteck stoßen sie auf 24.500 D-Mark — Bargeld, das auf Umschichtung und Steuerflucht schließen lässt und den Kreis von Verdächtigen erweitert. Moosbauer behauptet, das Geld stamme aus Erbangelegenheiten und sei versteckt worden, um Kontrollen zu entgehen. Warum aber wurde das Geld am Tatort deponiert? Eine offenbar gut geplante Ablenkung.
Spannend wird es, als Analysen toxischer Rückstände an der Tatwaffe und in der Wunde Hinweise auf ein längst verbotenes Düngemittel namens Torfalit liefern — ein Mittel, das angeblich nur noch selten erhältlich ist. Frau Hofer, stets eifrig um ihre Geranien bemüht, verwendet genau dieses Spezialdünger-Rezept. Plötzlich rücken vermeintliche Alltagsgegenstände in ein bedrohliches Licht: Balkonkästen, Dünger, ein vermeintlich harmloser Unkrautstecher — und daraus wird die Spur zur Täterin oder zum Täter.
Die Vernehmungen eskalieren. Manfred Kamp wird vorläufig festgenommen: seine Fußabdrücke sollen am Tatort gewesen sein, und seine finanziellen Interessen verbinden ihn eng mit dem Projekt und mit der Umzugsregelung. Kamp ist hochgradig einflussreich — Familienverbindungen zum Stadtrat, ein Bankierfreund im Hintergrund — und sein plötzliches Auftauchen im Kontext der Schmiergeldangebote macht ihn verdächtig. Er bestreitet alles; sein Anwalt, ein prominenter Stadtrat, versucht sofort, Einfluss zu nehmen. Ein klassischer Machtkampf zwischen Polizei und Politik beginnt: Ermittlungszwang versus Einflussnahme, der Sumpf der Kompromisse zeigt seine Zähne.
Dann taucht Kitzinger auf, ein weiterer Kleingärtner mit einem Auswanderertraum nach Mallorca — er hatte die Umzugshilfe erhalten und steht im Zentrum eines persönlichen Motivbündels. Kitzinger hatte an jenem Abend eine Yogagruppe verlassen, nach eigener Aussage war er dann zu Hause, aber er hat auch Parallelen zum Fund: Spuren von Torfalit an der Tatwaffe und in seinem Umfeld. War er es, der die Tatwaffe im Verschlag versteckte? Oder wurde er instrumentalisiert? Die Verwirrung wächst — Zeugenaussagen sind bruchstückhaft, Alibis wackelig.
Parallel dazu formiert sich eine kleinere, aber entscheidende Nebenhandlung: Die Älteren der Kolonie, Frau Perler, Frau Hofer und die Vereinsfunktionäre, die mit Akribie und lokaler Neugier das Ganze beobachten, liefern der Polizei Puzzlesteine — manche trivial, manche brisant. Gespräche über Windspiele, nächtliche Besuche und Verfehlungen, über verschwiegene Treffen mit Stadträten, über den Geruch von Spezialdünger, der plötzlich in einem Haftbefund auftaucht — all das fügt sich zu einem immer dichter werdenden Netz.
Die Stimmung im Revier ist aufgeheizt: Vorwürfe über zu harte Vernehmungsmethoden prallen auf die Notwendigkeit, einen möglichen Mörder zu stellen. Ein Anwalt droht mit Verfahren, ein Stadtrat versucht Deeskalation, die Presse wittert Skandal. Die Ermittler jedoch bleiben hartnäckig: Chemische Spuren, Geldverstecke und widersprüchliche Aussagen lassen den Fall in eine Richtung kippen, in der nicht nur ein einzelner Täter, sondern ein ganzes System von Bestechung, Druck und Vertuschung sichtbar wird.

Am Ende des Tages sitzen mehrere Verdächtige in der Zelle, die Akten füllen sich, und doch bleibt die zentrale Frage offen: Wer hat ausgerechnet den starrsinnigen, unbeliebten Wegner getötet — der Nachbar? Der Geschäftspartner? Oder war es ein Unfall, sorgfältig inszeniert, um einen politischen Plan zu schützen? Die Story endet in einem Crescendo an Verdächtigungen: ein Finanzskandal, ein geheimer Bauplan, ein verschwundenes Aktenbündel, ein unklarer letzter Anruf — und ein Garten, der mehr verbergen kann als Blumen.
Dieser Fall ist kein reiner Krimi: Er ist ein Spiegel der kleinen und großen Eitelkeiten einer Stadt, die zwischen Gemeinsinn und Profit steht. Die Kleingartenkolonie Süd verwandelt sich von idyllischem Rückzugsort in Schauplatz eines Dramas, in dem Geld und Macht, Nachbarschaftsrivalitäten und menschliche Schwächen miteinander kollidieren. Und während die Ermittler weitergraben, bleibt die Gewissheit: Die Wahrheit ist komplex — und sie wird teuer erkauft sein. Wird die Gerechtigkeit siegen, oder wird Rosenheim seine Geheimnisse weiter verbergen? Die nächsten Verhöre und die Analyseergebnisse werden es zeigen — aber eines ist sicher: Niemand in der Kolonie wird nach diesem Mord mehr sorglos an seinen Balkonkästen arbeiten.