Die Rosenheim Cops 73. Die Leiche im Moor Staffel 5, Folge 19
Auf einer Baustelle bei München herrscht plötzlich Chaos: Arbeiter stoßen beim Aushub auf ein Skelett, das sofort den Einsatz der Polizei erfordert. Hauptkommissar Hofer und sein Kollege Korbinian übernehmen den Fall. Erste Untersuchungen ergeben, dass es sich um einen jungen Mann handelt, etwa 16 bis 20 Jahre alt, kräftig gebaut und ungefähr 1,75 Meter groß. Die Gerichtsmedizin stellt fest, dass der Tote nicht an einem Unfall gestorben ist – eine schwere Kopfverletzung durch einen stumpfen Gegenstand war die Todesursache. Auffällig ist, dass die Knochen mumifiziert sind, was auf eine lange Liegezeit im Boden hindeutet. Man schätzt, dass die Leiche bereits seit Jahrzehnten dort verborgen war.
Schnell wird eine alte Vermisstenanzeige ins Spiel gebracht: Ulrich „Uli“ Amman, ein junger Mann aus Rosenheim, der 1976 plötzlich verschwand. Sein Arbeitgeber, Alfons Keil, hatte damals die Anzeige erstattet – nicht die Mutter, die zu jener Zeit eher distanziert war. Uli war Lehrling bei Keil und galt als lebensfroher, unbeschwerter Junge, der gerne feierte und auch Kontakte zu einer Rockband pflegte. Viele hatten angenommen, er sei mit den Musikern nach Hamburg oder England verschwunden. Andere vermuteten, er sei einem unsteten Leben gefolgt. Doch nun deutet alles darauf hin, dass er nie die Stadt verlassen hat, sondern Opfer eines Verbrechens wurde.
Die Ermittler tasten sich langsam durch ein Geflecht aus alten Beziehungen, Erinnerungen und verdrängten Geheimnissen. Besonders verdächtig wirken Alfons Keil und seine Frau Annette. Es kommt ans Licht, dass Annette und der junge Uli eine Affäre hatten. Für Keil war das ein Schlag ins Gesicht – nicht nur persönlich, sondern auch in Bezug auf seine Autorität. Er soll Uli Geld geboten haben, damit er verschwindet. Doch offenbar eskalierte die Situation. Zeugen berichten von Spannungen, und bald verdichtet sich der Verdacht, dass Uli nicht freiwillig wegging, sondern aus dem Weg geschafft wurde.
Ein weiteres Puzzlestück bringt Toni Schneider ins Visier. Er war damals ein enger Vertrauter von Keil und hatte als Bauleiter Zugriff auf das Gelände, wo das Fundament gegossen wurde. Als er von Keil angerufen wurde, soll dieser ihn panisch gebeten haben, beim „Beseitigen eines Problems“ zu helfen. Schneider gesteht schließlich, dass er den Leichnam auf Keils Drängen hin auf der Baustelle vergrub, direkt im Fundament, wo er über Jahrzehnte unentdeckt blieb. Mord verjährt nicht, und so rückt die Verantwortung unaufhaltsam näher.
Die Kommissare müssen dennoch vorsichtig vorgehen. DNA-Analysen und moderne Methoden wie die Isotopenbestimmung sollen endgültige Klarheit schaffen, ob es sich tatsächlich um Uli Amman handelt. Parallel dazu führen Befragungen zu weiteren Enthüllungen: Uli war beliebt, sorglos und voller Optimismus, aber auch leichtsinnig in seinen Beziehungen. Manche sahen in ihm einen Hallodri, der das Herz der Frauen brach, andere einen Bruder oder engen Freund. Gerade diese widersprüchlichen Sichtweisen zeigen, wie viele Menschen damals in die Geschehnisse verwickelt waren – und wie tief der Schmerz über sein Verschwinden reichte.
Für Ulis Mutter ist die erneute Konfrontation nach Jahrzehnten besonders schwer. Sie leidet mittlerweile an Alzheimer und erkennt vieles nicht mehr, doch die Erinnerung an den verlorenen Sohn flammt in den Ermittlungen schmerzhaft auf. Freunde aus der damaligen Zeit schildern ihre Sicht: Einige glaubten an ein Unglück, andere vermuteten ein Verbrechen, wieder andere dachten, Uli habe sich bewusst abgesetzt. Doch je tiefer die Kommissare graben, desto klarer wird: Hinter der Fassade eines jungen Lehrlings und seiner heiteren Art steckte eine gefährliche Konstellation aus Liebe, Eifersucht und verletzter Ehre.
Die Ermittlungen spitzen sich zu, als Annette Keil in den Fokus rückt. Ihre Beziehung zu Uli war intensiver, als sie zunächst zugab. War es Liebe, Leidenschaft oder nur ein Abenteuer? Und war es letztlich diese Affäre, die Uli das Leben kostete? Für die Ermittler liegt das Motiv klar auf der Hand: Eifersucht und der Wille, einen Skandal zu verhindern. Alfons Keil wollte seine Ehe und seinen Ruf retten – und Uli musste dafür bezahlen.
Doch die Beweise sind nach so vielen Jahren schwer zu sichern. Nur die forensischen Analysen können den Fall endgültig entscheiden. Während die DNA-Proben im Labor ausgewertet werden, wachsen die Spannungen im Umfeld der Keils. Annette bricht unter Druck zusammen, Toni Schneider versucht, seine Rolle kleinzureden, und Alfons selbst gibt sich kühl und betont seine Unschuld. Doch das Netz zieht sich zu.
Am Ende verdichtet sich das Bild: Uli Amman war kein Ausreißer, kein Musiker auf Reisen, sondern das Opfer eines Mordes im Umfeld seiner Arbeit. Die Tat geschah aus einer Mischung aus verletzter Ehre, Leidenschaft und Machtmissbrauch. Alfons Keil und seine Frau hatten mehr zu verbergen, als sie je zugeben wollten, und Toni Schneider machte sich durch seine Hilfe mitschuldig.
Der Fall zeigt einmal mehr, dass auch Jahrzehnte alte Verbrechen nicht ruhen, sondern irgendwann ans Licht kommen. Für die Ermittler ist es ein harter, aber notwendiger Weg: Sie müssen alte Wunden aufreißen, um Gerechtigkeit herzustellen. Und für die Hinterbliebenen bedeutet es endlich Gewissheit – auch wenn diese Wahrheit schmerzhafter ist, als sie es sich je hätten vorstellen können.
Hinter den nüchternen Daten und Analysen verbirgt sich eine zutiefst menschliche Tragödie: Ein junger Mann voller Hoffnung und Lebensfreude wurde Opfer der falschen Leidenschaften, verborgen in einem Fundament, das Jahrzehnte später zum stummen Zeugen eines Mordes wurde.