“Du bist Schuld, dass ich mein Kind verloren hab!” – Fabian fasst es nicht | Die Landarztpraxis
In der neuen Folge aus Wiesenkirchen (Folge 7) beginnt alles noch wie ein heiterer Morgen zwischen Kaffee, Brot und Neckereien. Während draußen frische Luft und Landleben locken, scheint drinnen eine neue Harmonie zwischen einigen Figuren zu entstehen. Es wird gefrühstückt, gelacht, gestritten und über teure Uhren sowie alte Geocaching-Schummeleien gewitzelt. Doch schon in diesen ersten Szenen spürt man, dass unter der Oberfläche Spannungen brodeln. Besonders die Diskussion um einen 5.000-Euro-Gewinn, den Emilio und sein Gegenüber nun teilen sollen oder eben nicht, zeigt, wie tief alte Verletzungen sitzen. Anstatt sich zu freuen, reißt der Streit alte Wunden auf: Missgunst, Vorwürfe und unterschwellige Aggressionen kommen zum Vorschein. Aus einer eigentlich banalen Situation – ein Los, ein Gewinn, eine Uhr – wird ein Stellvertreterkampf um Fairness, Loyalität und alte Versäumnisse.
Während diese Nebenschauplätze brodeln, rückt eine Hauptfigur immer stärker in den Mittelpunkt: Alexandra. Um sie ranken sich Gerüchte, Andeutungen und flüsternde Gespräche. Da ist dieser rätselhafte Spruch über ein Baby, das Fabian nichts erfahren soll. Und da ist die Frage, ob es das Kind überhaupt gibt. Während einige versuchen, Alexandra zu verteidigen und Schweigepflicht zu wahren, dringt Stück für Stück die Wahrheit ans Licht. Alexandra ist nicht nur in einen schlimmen Reitunfall verwickelt, sie hat auch das Baby verloren.

Dieser Verlust wirkt wie ein Schock in der gesamten Runde. Auf einmal kippt die Stimmung, die vorher noch zwischen Frühstücksgeplänkel und Streitigkeiten changierte, ins Tragische. Fabian, der gerade erst die Genesung seines Vaters gefeiert hat, wird aus seinem kurzen Glücksgefühl herausgerissen. Die Freude über ein gesundes Baby, über eine gemeinsame Zukunft, zerplatzt von einem Moment auf den anderen. Alexandra liegt verletzt da – eine schwere Beckenprellung – und hat zusätzlich das Kind verloren, das für sie und Fabian alles bedeutet hat.
In emotional aufgeladenen Szenen konfrontiert Alexandra Fabian. Sie wirft ihm vor, dass seine überraschende Trennung und sein emotionaler Rückzug sie so sehr aus dem Gleichgewicht gebracht haben, dass der Unfall überhaupt erst geschehen konnte. Man spürt zwischen den Zeilen, dass es nicht nur um den Unfall geht, sondern um eine lange aufgestaute Enttäuschung: Alexandra fühlte sich verlassen, unverstanden und allein mit ihrer Schwangerschaft. Die Worte sind hart: Sie macht ihn direkt dafür verantwortlich, ihr Kind verloren zu haben. Für Fabian ist das ein Schlag ins Gesicht, er selbst ringt um Fassung und sagt, dass auch für ihn die Situation unerträglich ist. Es ist auch sein Kind, sein Verlust, sein Schmerz – und doch dringt er zu Alexandra nicht durch.
Die Szenen zeigen ein Paar am absoluten Tiefpunkt. Auf der einen Seite Alexandra, die gerade nicht nur ihr Kind, sondern auch ihren Halt verloren hat. Auf der anderen Fabian, der ebenso trauert, aber anders damit umgeht. Er wirkt distanziert, fast erstarrt – während sie Nähe, Trost und Bestätigung sucht. Ihre Sätze schwanken zwischen Wut, Verzweiflung und Flehen: „Ich kann das nicht allein. Nicht ohne dich.“ Doch Fabian bleibt reserviert. Er will keine falschen Hoffnungen machen und betont, dass er nicht mehr mit ihr zusammen sein kann. Für Alexandra ist das unverständlich, grausam, und der endgültige Stoß in den Abgrund.
Das Drehbuch spielt hier bewusst mit der Frage nach Schuld und Verantwortung. War es wirklich Fabians Trennung, die den Unfall verursacht hat? Oder war es ein tragischer Zufall? Alexandra glaubt spürbar an eine direkte Verbindung – sie hat „das Baby richtig gespürt“, als sie emotional zusammenbrach. Fabian hingegen scheint die Kausalität abzustreiten, auch wenn ihn die Vorwürfe sichtbar treffen. Dieser Konflikt, der Schmerz über den Verlust und die Unfähigkeit, miteinander zu trauern, bilden das emotionale Zentrum der Folge.
Parallel dazu laufen kleine Szenen weiter, in denen andere Figuren über Alexandra und Fabian sprechen. Man sieht, wie Freunde und Bekannte über die Tragödie diskutieren, wie sie versuchen, zu verstehen, was passiert ist. Manche zeigen Mitgefühl, andere Distanz. Auch das Essen – Sauerteigbrot, Kräuterquark, Paprikacreme – wird in einer Szene fast symbolisch: Es soll Kräfte spenden, Halt geben, während emotional alles auseinanderbricht. Alexandra sitzt da, kann den Geschmack kaum spüren, hält Fabians Kälte nicht aus. Sie konfrontiert ihn erneut: „Ich habe gerade unser gemeinsames Kind verloren. Ich brauche dich jetzt.“ Doch er sagt, er müsse das alles selbst erst einmal verarbeiten. Jeder gehe anders mit Schmerz um, erklärt er, während er innerlich ebenfalls am Abgrund steht.
Eine besonders schmerzhafte Szene entsteht, als Alexandra, noch immer verzweifelt, sagt, dass sie es nicht allein schafft, dass sie ohne ihn nicht weiter kann. Fabian reagiert nicht mit Umarmung oder Versprechen, sondern mit dem Eingeständnis, dass er nicht zurückkommen wird. Für Alexandra bricht in diesem Moment alles zusammen. Sie verbindet das Geschehen mit Fabians Trennung, glaubt, dass „alles“ deshalb passiert ist, dass der Unfall ohne seinen Schlussstrich nicht geschehen wäre. Fabian versucht, sich zu erklären, sagt, so habe er das nie gemeint. Doch für Alexandra ist das nur noch verletzend: „Du bist schuld, dass ich mein Kind verloren habe.“
Auch für die Zuschauer ist dieser Moment kaum auszuhalten. Man sieht zwei Menschen, die sich einst liebten, sich jetzt gegenseitig zerstören – aus Schmerz, Trauer und Ohnmacht. Die Musik im Hintergrund unterstreicht diese Tragik. Es ist kein klassischer „Schurken-und-Opfer“-Moment, sondern ein realistisches Bild davon, wie Menschen mit Verlust und Schuld umgehen.

Im letzten Teil der Folge versucht Alexandra, die Hoffnung nicht ganz aufzugeben. In einem schmerzhaften, aber auch hilflosen Vorschlag sagt sie: „Wir könnten doch einfach noch mal versuchen, ein neues Baby zu machen.“ Man spürt in dieser Zeile ihre verzweifelte Sehnsucht, die Leere mit etwas Neuem zu füllen, das Geschehene ungeschehen zu machen. Fabian jedoch zieht sich weiter zurück. Er sagt, er könne das nicht. Für ihn ist die Wunde zu frisch, die Beziehung zu zerbrochen. Er verlässt schließlich die Szene, während Alexandra zurückbleibt, verletzter und einsamer als je zuvor.
Diese Folge ist ein Paradebeispiel für das, was die Serie in Wiesenkirchen so besonders macht: Sie beginnt mit scheinbar banalen Alltagsmomenten – Brot, Witze, Uhren, Gewinne – und führt den Zuschauer unmerklich in ein hochemotionales Drama, das zutiefst menschlich ist. Sie zeigt nicht nur den Verlust eines Babys, sondern auch den Verlust von Vertrauen, Partnerschaft und Hoffnung. Es ist eine Episode, die schmerzt, weil sie authentisch wirkt, und die deutlich macht: Hinter kleinen Konflikten und Alltagsgesprächen lauern oft große Tragödien.
Für Fans bedeutet diese Folge: Wir erleben Alexandra und Fabian am absoluten Wendepunkt. Ob ihre Beziehung nach diesem Schicksalsschlag noch eine Zukunft hat, bleibt offen. Ebenso, wie Emilios und die anderen Figuren mit ihren eigenen Konflikten weitermachen werden. Sicher ist nur: Die vermeintliche Idylle von Wiesenkirchen ist brüchiger, als sie scheint.