Die Rosenheim Cops 71. Mord am Fluss Staffel 5, Folge 17
Im idyllischen Rosenheim wird die Idylle jäh zerstört, als am Strand eine männliche Leiche entdeckt wird. Sofort übernimmt die Kripo Rosenheim den Fall, und die Ermittler stehen vor einem zunächst undurchsichtigen Szenario: Der Tote ist etwa 50 Jahre alt, seine Identität unbekannt, keine Ausweispapiere, keine persönlichen Gegenstände. Klar ist nur: Er wurde erschlagen – vermutlich mit einem schweren Stein. Die Todesursache wird schnell bestätigt: eine massive Kopfverletzung, verursacht zwischen 22 und 23 Uhr am Vorabend. Hinweise auf einen Kampf finden sich jedoch nicht. Schon hier ahnt man, dass dieser Fall weit über einen simplen Mord hinausgeht.
Bei der Obduktion ergeben sich weitere Details: Der Mann hatte zum Zeitpunkt seines Todes 2,7 Promille Alkohol im Blut, war also stark betrunken. Der Mageninhalt deutet auf Rotwein hin, außerdem zeigen die Lippen entsprechende Verfärbungen. Schnell fällt auf, dass er nicht einfach gestürzt sein kann – er war ein geübter Trinker, ein Unfall scheidet somit aus. Auffällig ist auch sein ungepflegtes Erscheinungsbild: Kleidung voller Schmutz, keine Wechselwäsche, nicht einmal die Schuhe gewaschen. Der Verdacht auf einen obdachlosen Lebensstil liegt nahe. Doch dann ergibt eine Spurensuche, dass er noch Spuren von zahnärztlicher Behandlung aufwies – ein Detail, das nicht recht ins Bild passen will.
Am Tatort finden die Ermittler schließlich den mutmaßlichen Stein, blutbefleckt und mit Haarresten. Doch dieser unterscheidet sich von den Steinen am Strand: Er stammt offenbar nicht von dort, sondern wurde an den Tatort gebracht. Ein hinzugezogener Geologe bestätigt, dass der Stein von weiter oben im Mangfallgebiet stammen könnte – dort, wo es auch zuletzt zu Vandalismus und merkwürdigen Aktionen kam. Schon länger kursierten Flugblätter und Schmierereien von radikalen Naturschützern, die sich gegen Touristen, gegen „Nackte am Strand“ und gegen vermeintliche Sittenlosigkeit richteten. Ist der Tote in diesen Konflikt hineingeraten?
Währenddessen geraten die Ermittler auf die Spur eines Mannes aus der Gegend, der als Querulant bekannt ist. Kleinere Diebstähle, Graffiti-Schmierereien und obszöne Zeichnungen an Autos gehen wohl auf sein Konto. Doch er streitet jede Verbindung zum Mord ab. Auffällig ist allerdings, dass er Kontakt zum Opfer gehabt haben könnte – beide bewegten sich in denselben Kreisen rund um das Mangfallgebiet.
Die Nachforschungen zur Identität des Toten ergeben schließlich, dass es sich um einen gewissen Richie handelt, einst Inhaber eines kleinen Geschäftes, das Lampen und Accessoires anbot. Einst gepflegt und geschäftstüchtig, war er in den letzten Jahren wirtschaftlich abgestürzt. Kredite, Schulden und gescheiterte Investitionen hatten ihn in den Ruin getrieben, er verlor sein Geschäft, verfiel dem Alkohol und zog sich beschämt aus seinem Umfeld zurück. Dass er am Ende als Trinker und fast mittellos umherirrte, ist eine bittere Wendung seines Lebens.
Doch warum musste er sterben? Bei weiteren Untersuchungen taucht ein mögliches Motiv auf: Richie hatte offenbar etwas beobachtet, das er nicht hätte sehen dürfen. Seine Anwesenheit in der Gegend war vielen ein Dorn im Auge. Mehrere Personen hatten Grund, ihn zum Schweigen zu bringen. Besonders brisant wird es, als die Ermittler eine Verbindung zu einem älteren Fall entdecken: dem Tod von Winfried Eder. Dieser war angeblich bei einem Kanu-Unfall ums Leben gekommen – offiziell ein tragischer Unfall, bei dem er unter Treibholz geraten sein soll. Doch Zeugenberichte und medizinische Details werfen Zweifel auf. Eders Geschäftspartner, Heiner Moosbauer, war bei dem Unglück zugegen – und er ist derjenige, der vom Tod am meisten profitierte.
Eder und Moosbauer führten gemeinsam eine Sportartikelfirma. Kurz vor Eders Tod lag ein lukratives Übernahmeangebot auf dem Tisch: Ein großer Konzern wollte die Firma kaufen. Eder lehnte ab, Moosbauer hingegen war interessiert. Mit Eders Tod war der Widerstand aus dem Weg geräumt, und Moosbauer konnte in Ruhe über die Zukunft des Unternehmens entscheiden. Damit rückt er ins Zentrum der Ermittlungen – Motiv, Gelegenheit und nun ein zweiter Toter, der möglicherweise seine Beobachtungen nicht für sich behalten wollte.
Die Indizien verdichten sich: Richie hatte offenbar beobachtet, wie Moosbauer bei Eders Unfall nachgeholfen hatte. Als er später mit ihm in Kontakt kam, wurde er mit gutem Wein gefügig gemacht. Der hohe Alkoholwert spricht dafür, dass Richie vor seinem Tod mit jemandem trank. Anschließend wurde er erschlagen – mit dem erwähnten Stein. Seine Kleidung wurde verbrannt, Überreste finden die Ermittler in einer Feuerstelle. All diese Spuren weisen klar auf eine gezielte Vertuschung hin.
Moosbauer versucht zwar, sich herauszureden, doch schließlich lässt sich die Kette nicht mehr ignorieren: Der Kauf von edlem Château Genial-Wein auf den Namen seiner Firma, die Fingerabdrücke, die Transportspuren im Kajak, die verbrannten Kleidungsreste. Am Ende konfrontieren ihn die Kommissare direkt: Er hat nicht nur Richie auf dem Gewissen, sondern auch Eder. Zweifacher Mord – ausgeführt aus Habgier und zur Sicherung seiner Position.
Der Fall nimmt damit eine dramatische Wendung. Was zunächst wie eine Tat eines verwirrten Obdachlosen oder eine Eskalation im Streit um das Mangfallgebiet aussah, entpuppt sich als kaltblütige Doppelmordserie eines Geschäftsmanns. Die Rosenheimer Ermittler haben zwar ihren Täter gefunden, doch die Wucht der Enthüllungen zeigt einmal mehr, wie dünn die Fassade bürgerlicher Normalität manchmal ist.
Zum Schluss bleibt eine bittere Erkenntnis: Richie, der durch sein Leben gestrauchelt war und sich in Alkohol und Zufälligkeiten verlor, wurde gerade dadurch zur Zielscheibe. Sein Schicksal war tragisch – vom erfolgreichen Händler zum Außenseiter und schließlich zum Mordopfer. Und auch Eder, dessen vermeintlicher Unfalltod lange niemand in Frage gestellt hatte, wird im Nachhinein als weiteres Opfer einer skrupellosen Intrige sichtbar.
Die Ermittler wissen: Sie haben zwei Morde aufgeklärt, doch die Narben im sozialen Gefüge der Region bleiben bestehen. Geschäftliche Interessen, Geldgier und das Schweigen derjenigen, die „nichts gesehen haben wollen“, führten dazu, dass zwei Männer ihr Leben verloren. Dass der Täter am Ende überführt wird, ist ein kleiner Sieg der Gerechtigkeit – doch die Geschichte zeigt, wie nah Wohlstand und Abgrund, Freundschaft und Verrat, Leben und Tod beieinanderliegen.