“Die Rosenheim-Cops” kurz vor TV-Aus: Was Karin Thaler jetzt verrät

„Überprüfen Sie den Reflexionswinkel, genau dort, wo das Opfer gewöhnlich stand, wenn er Wein trank“, befahl Hansen.

Der Forensiker leuchtete mit UV-Licht. Nichts. Hansen war zutiefst enttäuscht. Hatte Hofer sich geirrt? Er erinnerte sich wieder an die Kritik der Öffentlichkeit und fühlte, wie der Druck ihn erdrückte.

Genau in diesem Moment blitzte ein Lichtstrahl von draußen durchs Fenster und traf den Spiegel.

Hansen kniff die Augen zusammen und trat näher. Er entdeckte etwas Erstaunliches: In der oberen rechten Ecke des Spiegelrahmens befand sich ein winziger, fast unsichtbarer Kratzer. Dieser Kratzer stammte nicht von altersbedingter Abnutzung, sondern von einem scharfen Gegenstand.

„Vergrößern Sie diesen Kratzer“, sagte Hansen eilig.

Als der Techniker dies tat, entdeckten sie, dass im Inneren des Kratzers eine extrem kleine Stofffaser steckengeblieben war.

„Überprüfen Sie Material und Farbe der Faser“, befahl Hansen, sein Herz hämmerte.

Wenige Stunden später lag das Ergebnis im Präsidium vor. Die Faser war Seide, indigoblau gefärbt, eine extrem seltene Stoffart, die nur für Kostüme bei Aufführungen in der Münchner Staatsoper verwendet wurde.

Hofer und Hansen sahen sich an.

„Münchner Staatsoper…“, murmelte Hofer. „Wer dort hat eine Verbindung zu Professor Berger? Wer ist dramatisch und raffiniert genug, um eine solche mörderische ‚Aufführung‘ zu inszenieren?“

Sven Hansen suchte sofort nach ehemaligen Mitarbeitern und Kollaborateuren Bergers. Der Name Anna Müller, die früher für Berger gearbeitet hatte und dann als freiberufliche Kostümbildnerin an die Münchner Staatsoper gewechselt war, tauchte auf.


Das Eiskalte Ende

Noch in derselben Nacht stürmte die Rosenheimer Polizei Anna Müllers Wohnung.

Sie saß seelenruhig in einem Sessel und trank Tee. Ihr indigoblauer Seidenumhang, dem am Handgelenk eine winzige Faser fehlte, hing ordentlich am Haken. Die Mörderin war entlarvt.

„Sie haben alles inszeniert, Anna“, sagte Hofer, seine Stimme tief und kalt. „Von den anonymen Briefen, dem Geschimpfe im Netz, bis zum Mord. Sie wollten, dass jeder unsere Ohnmacht sieht, um Ihren Vater zu rächen und das Vertrauen in die Gerechtigkeit zu zerstören.“

Anna lächelte, ein Lächeln voller Hass und Wahnsinn.

„Ganz genau“, flüsterte sie leise. „Sie schimpfen trotzdem. Sie werden immer auf die Polizei schimpfen, auf die Regierung schimpfen, auf die ganze Welt schimpfen. Ich habe ihnen nur geholfen. Ich habe bewiesen, dass unter der friedlichen Oberfläche von Rosenheim ein Chaos herrscht, das Ihre Polizei niemals kontrollieren kann.“

Hofer schwieg. Er gab Hansen ein Zeichen. Anna Müller wurde Handschellen angelegt.

Der Fall war gelöst. Aber als Hofer und Hansen die Wohnung verließen, wussten sie, dass das „Schimpfen trotzdem“ der Öffentlichkeit niemals aufhören würde. Druck war ein unvermeidlicher Teil ihrer Arbeit, und sie würden sich ihm immer stellen müssen, egal welchen Fall sie lösten. Die Wahrheit ist ein Sieg, aber die menschliche Skepsis und Empörung sind ein endloser Kampf.